Dann ging es vom Paradies wieder zurueck ins stinkige und laute Colombo. Beim Flug gibt es nicht nur scharfe Sicherheitskontrollen wegen Terrorismus. Es wird auch jedes Mal am Anfang und am Ende des Fluges irgendeine Chemikalie an die Kabinendecke gesprüht. Leider sagen sie immer erst, dass man Augen und Nase geschlossen halten soll, wenn sie schon damit durch sind. Wir vermuten das soll irgendwelchen Krankheiten vorbeugen. Befremdlich fanden wir auch, das Dampf aus der Kabinendecke kam, hatten wir vorher so noch nicht gesehen, aber hat vermutlich was mit der hohen Luftfeuchtigkeit zu tun.
In Sri Lanka hat man eine merkwürdige Zeitverschiebung von einer halben Stunde. Davon sollten wir ja eher keinen Jetlag bekommen. Wir beschlossen nochmal zu versuchen in einem Hostel zu übernachten und buchten wieder ein Viererzimmer, aber diesmal näher am Bahnhof und einer eher touristischen Gegend. Das Viertel war total nett und erinnerte mit den engen Gassen und Kopfsteinpflastern fast ein bisschen an Europa. Wir hatten Kneipen und Restaurants direkt um die Ecke und das Zimmer war auch irgendwie okay. Vor allem war das Personal super und es war ja nur für eine Nacht.
Wir haben uns auch gleich mal die empfohlenen Nationalgerichte reingezogen: hot butter cuttlefish und Kottu. Zu letzterem später nochmal was, aber Vorgenanntes war sehr, sehr lecker (übersetzt ist cuttlefish = Sepia, einen Art von Tintenfisch?). Ausserdem hat Sri Lanka auch einen Nationalschnaps names Old Arrack, von dem wir uns auch gleich mal einen gegönnt haben. Nix besonderes, aber erschreckend günstig.
Am nächsten Tag startete dann unsere Zugreise. Der Streik war zum Glück vorbei, aber die vorher gekauften Coupons in Tickets umzuwandeln war trotzdem gar nicht so einfach. Schon der Bahnhof war abenteuerlich. Das Gleisbett diente als Spucknapf für den Kautabak und Müllhalde für alles andere, gerne auch als Klärbecken. Aber da musste man ja nicht rein. Und bei einigen einfahrenden Zügen fragte man sich wie sie sich überhaupt auf den Schienen hielten. Zum Glück fuhren derartige Züge ohne uns weiter. Unser 1. Klasse Zug kam erstaunlich pünktlich und neben zugewiesenen, bequemen Sitzen hatten wir auch eine Klimaanlage an Bord.
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Alles ausgebucht!!! |
In Kandy angekommen war die Überraschung fuer mich groß. Ich hatte mich absichtlich für diesen Urlaub mal nicht wirklich vorab informiert und bin davon ausgegangen, dass Kandy eine kleine, gemütliche Bergstadt wäre. Aber es kam doch ganz anders. Hier wimmelte es von Leuten und das Hupkonzert ging wieder los. Unsere Unterkunft war zwar in der Theorie fußläufig, aber ohne Gehwege, Fußgängerampeln oder -überwege und bei dem Verkehr dauerte es dann schon etwas länger. Zu allem Überfluss fing es dann auch noch an zu regnen. Aber alles noch okay. Der Hunger trieb uns kurze Zeit später nochmal vor die Tür, obwohl wir so gar keine Lust hatten. Und dann fing es richtig an zu regnen. Regenzeit eben. Grund genug sich mit quietsch bunten Regenschirmen einzudecken.
Wir fanden ein cooles, modernes, kleines Restaurant und setzten uns auf die Terrasse im ersten Stock. Von hier aus konnten wir das Treiben auf der Straße super beobachten und dieses Sri Lanka erstmal auf uns wirken lassen. Es war schon eine doofe Stadt. Laut, chaotisch, dreckig und obendrein gerade verregnet. Ursprünglich wollten wir uns hier ein bisschen Kultur geben und deswegen, nach einem Ausflug in eine andere Stadt, auch nochmal wieder kommen. Aber uns war schnell klar, dass wir das lassen. Ein Gutes hatte es aber, ich habe Schuhe gefunden! Sri Lanka ist ganz vorne mit dabei was Plagiate angeht, aber ich habe mich für eine mir völlig unbekannte Bangkok „Marke“ entschieden und bin immernoch echt happy damit. Den Rest des Abends haben wir mit Fernsehen verbracht – auch mal okay. Mit Bear Grylls und ein paar singhalesischen Bieren (gibt es hier ausschließlich in Riesenflaschen) konnte man es aushalten.
Der nächste Tag sollte noch abenteuerlicher werden. Wir mussten leider Bus fahren, denn der nächste Ort war leider nicht mit der Bahn zu erreichen. So richtig wussten wir nicht wo wir unseren Bus finden würden und wie der aussieht. Beim Busbahnhof hatten wir irgendwie das Gefühl mitgeschnackt zu werden, aber hilft ja nix. Wir mussten weiter. Der Preis für die Tickets stimmte (wir zahlten fast nichts) und wir stiegen in den Minibus wo auch schon andere Touris drin saßen. So weit so gut. Wir machten es uns bequem. Kurze Zeit später wollte der gute Mann die Tickets abrechnen, die plötzlich doppelt so teuer waren. Ich fragte ihn was es mit dem Preis auf sich hat und er zeigte auf unsere Rucksäcke, die jeder ihren eigenen Sitzplatz hatten. Wir machten ihm klar, dass hier ja wohl kein anderer Platz wäre für Gepäck und wollten unsere Sachen nach vorne stellen. Das passte ihm dann aber auch nicht. Wir mussten am Ende zwar nicht draufzahlen, aber er war leicht angesäuert. Tatsächlich hielt der Bus noch oft genug, dass er sich füllte. Wobei von halten keine Rede sein kann. Die Leute mussten eben bei Schritttempo ein- und aussteigen. Und dann fiel uns auf, dass es doch tatsächlich noch Klappsitze gab. Wo sie hinklappten? IN den Mittelgang. Man man man. Wenn wir vorher dachten, der Fahrer wäre hier das größte Problem, dann waren wir spätestens jetzt ernüchtert. Der Bus-Schaffner holte immer mehr Leute rein und bestand darauf, dass sie ganz hinten (bei uns und den Rucksäcken) anfangen die Klappstühle (ohne Lehne) zu füllen. Eng ist gar kein Ausdruck für die naechsten 1,5 Stunden. Ole und Philz waren tapfer und irgendwie ging die Fahrt rum. Mir war ein für allemal klar, dass ich nicht mehr Bus fahren würde, es war noch viel schlimmer als ich es mir ausgemalt hatte.
Nach zwei Stunden Fahrt mit Todesangst waren wir endlich in Dambulla. Auch hier herrschte das Chaos, aber es waren schon deutlich weniger Leute unterwegs und weniger Verkehr. Unsere Unterkunft lag an in einer Seitenstrasse die zu Feldern führte. Direkt nebenan war gerade Markt.
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Ein Haus in Dambulla |
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Gewürze! |
Da es noch relativ früh war, beschlossen wir noch am selben Tag zum hiesigen Tempel zu fahren. Im Tuk Tuk brachte unser super netter Gastgeber uns dorthin. Wir mussten zwar erst einmal um den Pudding laufen um die Tickets kaufen zu können, aber fanden es am Ende doch. Der Rock Temple ist wie der Name schon erahnen lässt in einen Felsen gehauen. Das gibt dem Ganzen schon ein besonderes Ambiente. In den einzelnen Höhlen fand man die unterschiedlichsten Buddha Statuen und Malereien. Auch der Blick von dort oben war nicht schlecht. Mit uns waren natürlich noch jede Menge Affen unterwegs.
Für den nächsten Tag haben wir uns dann eine krasse Tour zurecht planen lassen. Um 4:15 Uhr hiess es aufstehen – ja, morgens. Wir wollten uns den Sonnenaufgang ansehen und zwar an einem ganz besonderen Ort. Zunächst mal fuhren wir im Stockdunkeln mit unserem Gastgeber im Tuk Tuk zum Nationalpark. Da ist natürlich nichts beleuchtet und ich dachte die ganze Zeit, hoffentlich schlafen die Elefanten noch. Dann legten wir mit unserem Guide 160 Meter Höhenunterschied zurück, über Stock und Stein und das ganz ohne Kaffee! Es war schon ziemlich aufregend und wäre unser Führer nicht dabei gewesen, wäre mir um einiges mulmiger geworden. Man sah ja nicht viel mit den Taschenlampen und nahm die Dschungelgeräusche rings herum im Dunkeln natürlich ganz anders war. Nach einer halben Stunde hatten wir es geschafft und es begann schon zu dämmern.
Nach dieser Anstrengung erkannte unser Guide schon ganz richtig, dass wir erstmal ein Frühstück brauchen. Da sein Lieblingscafé leider überfüllt war, brachte er uns zu seiner zweiten Wahl. Wir frühstückten bei einer Bio-Farm, die von der Regierung unterstützt oder sogar betrieben wird. Alles was man dort ist, wird vor Ort angebaut oder in der unmittelbaren Umgebung und soll bio sein. Unser Tourguide suchte uns nicht nur die besten. lokalen Gerichte aus, er lud uns auch ein. Es war auf jeden Fall ein Highlight. Wir trafen dort keine anderen Touristen, saßen im Grünen und das traditionelle singhalesische Frühstück war obendrein noch super lecker.
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Auf dem Weg sahen wir wie ein Elefantentrainer seine Tiere für die bekloppten Touristen badete |
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Der Wundermasseur – war voll konzentriert |
Dann wären wir ja eigentlich wieder nach Kandy gefahren und einen Tag später mit dem zug weiter bis Nuwara Eliya. Da wir Kandy aber blöd fanden, wollten wir es gerne überspringen und auf gar keinen Fall wollten wir Bus fahren. Deswegen organisierte unser Gastgeber uns einen Fahrer und ein Auto, dass uns ganz bis Nuwara Eliya bringen sollte. Der Fahrer war sein Cousin und im richtigen Leben Bankangestellter. Es war das Weihnachtswochenende und deswegen hatte er wie die meisten Sri Lankesen frei und konnte uns fahren. Leider wird dieses Wochenende auch in Sri Lanka genutzt, um Verwandte zu besuchen und so verdoppelte sich unsere Fahrzeit auf insgesamt sechs Stunden mit Zwischenstopps. Der arme Fahrer musste gleich wieder zurück. Zudem wurde zur selben Zeit im Land gewählt, was aus irgendeinem Grund für zusätzlichen Stau sorgte.
Die Fahrt war insbesondere am Schluss recht aufregend, denn wir schraubten uns immer mehr in die Berge hinein und kurz vor dem Ziel machte das Auto fast schlapp. Zum Glück fanden wir einen anderen Weg zur Unterkunft.